Ich bin als Kind in einer Künstlerfamlie aufgewachsen, somit hatte ich schon früh Kontakt mit Kunst aller Sparten. Den wesentlichen Entschluss bildende Kunst zu studieren habe ich dann aber erst später gefasst. Ausschlaggebend dafür waren meine Erfahrungen aus meiner Ausbildung zum Industriedesigner. In dieser Zeit hatte ich mein kreatives Potential neu entdeckt. Mein Individualität wollte ich, nach der Ausbildung um keinen Preis, durch die im Design entscheidenden Produkt orientierten Faktoren, zerstörren lassen.
Welchem Themenfeld der Ausstellung fühlst Du Dich mit deinen Arbeiten am ehesten zugehörig?
Kunst zugänglich(er) machen
Warum hast Du Dich auf „Imagine Transparency" beworben?
Mich interessiert der Ansatz Kunst jenseits der etablierten Orte sichbar zu machen. Räume jenseits vom Druck einer wirtschaflichen Abhängigkeit entsprechen dem Charakter freier Kunst und lassen auch das Experiment zu. Nach meiner Erfahrung sind die meisten Künstler*innen in meinem Umfeld gezwungen Ihre Arbeit dem Markt anzupassen, um gesehen zu werden. Kunst sollte aber unabhängig davon sein.
Kurzbeschreibung Deines eingereichten Projekts:
Die Darstellung des mobilen Menschen beschäftigt mich seit vielen Jahren. In der 2020 begonnen Werkgruppe „Love Letters“ erforsche ich, auf Grundlage von Busgeldbescheiden der Verkehrsbehörde, den Raser*innen Stereotyp. Mich reizt es, die Darstellung des männlich dominierten Fahrertypen zu hinterfragen und die in ihren Blechkästen von der Außenwelt isolierten Raser*innen, als Ikonen unserer Zeit zu konservieren. Das Bild "Love Letters (Board)" basiert auf den Blitzerfotokatalog eines einzelnen Fahrers. Die Strafe zur Geschwindigkeitsübertretung wird hier zum Sammelkult einer Selfieaffinen Gesellschaft, die keine Grenzen kennt.
Was oder wen siehst Du aktuell nicht in „der Kunstszene“ bzw. was fehlt Dir?
Die Kunstszene bleibt meist unter sich. Eröffnungen sind oft auschließlich die Anlaufstation für den Dunstkreis eines einzelnen Kunstortes. Verschiedene Formate versuchen Ateliers und die künstlerische Praxis für ein erweitertes Publikum zugänglich zu machen. Doch Künstler*innen die keine Preise oder Stipendien vorweisen, werden nicht in Galerien und Museen gezeigt und bleiben somit der Öffentlichkeit verborgen. Ich wünsche mir mehr Chancengleichheit für alle Künstler*innen. Kunst darf nicht einer Elite vorbehalten sein und muss auch jenseits von Kunstevents ein sichtbarer Teil unserer Gesellschaft werden.
Kannst Du von Deiner Kunst leben?
Nein.
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen?
In meinem Atelier.
Deine Homepage
www.antonschoen.com
Deine Social Media-Kanäle:
http://www.instagram.com/antonschoen
Bildunterschriften
Anton Schön, Love Letters (Board), 2021, Öl auf Leinwand, 175 x 230 cm, Foto: Anton Schön