„Staub in einer Kunstausstellung enthält Spuren der wertvollen Objekte, die dort gezeigt werden.“
Altersgruppe
36-45
Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Kunst gehört für mich zum Leben als Methode des Denkens, des Verstehens, im Sinne einer Weltaneignung, aber auch im Sinne des mit Anderen zu Kommunizieren dazu. Insofern war Kunst für mich von Anfang an da.
Welchem Themenfeld der Ausstellung fühlst Du Dich mit deinen Arbeiten am ehesten zugehörig?
Sichtbarmachung von Diskriminierungsmechanismen im Kunstbetrieb
Warum hast Du Dich auf „Imagine Transparency" beworben?
Ich finde das Anliegen der Kuratorinnen und das Thema der Ausstellung wichtig. Spannend an dem Projekt „Imagine Transparency“ finde ich den Zugang zu dem Thema durch ästhetische Arbeiten und Kunstwerke. In den vergangenen Jahren wurde der Diskurs um die Ungleichheit im Kunstbetrieb auf allen Ebenen wieder mehr zum Thema in der Öffentlichkeit in Deutschland. Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen und Symposien zum dem Thema, von Betroffenen und in Form von Studien, in Form von Kunstwerken eher selten.
Kurzbeschreibung Deines eingereichten Projekts:
In ihrer performativen Intervention „Staubraub“ annektiert Line Krom Kunststaub. Staub in einer Kunstausstellung enthält Spuren der wertvollen Objekte, die dort gezeigt werden. Diese Werte erobert die Künstlerin im Rahmen ihrer Performance. Gekleidet in einen elektrostatischen Anzug, ein überdimensionales Wischtuch, verführt Line Krom tanzend das scheue Wesen Kulturstaub. Mit ihrem Körper verputzt und verschlingt sie das flüchtige Material, und formt so ihr Kunstwerk. Line Krom erforscht durch Objekte, Interventionen und Performances wie sich der Zwang ökonomischer Handlungsprämissen im Kulturbetrieb ästhetisch widerspiegelt. Für Werke und Interventionen nutzt sie Kunstmaterialien und Kunstabfälle, ihre Methoden nehmen Bezug auf Strategien der Arte Povera und des Punk. 2019 fand Line Kroms Ausstellung „Cleaning and Other Things done for pleasure“ (2019) im Kunstverein Nachtspeicher 23 in Hamburg statt. Im Kulturbetrieb ist der Grat zwischen Arbeit und „Labour of Love“ (Arbeien aus Leidenschaft und nicht für den ökonomischen Gewinn) schmal. Un(ter)bezahlte Arbeit im Kulturbetrieb hat reale Auswirkungen auf das Wer und Was im Kunstbetrieb sichtbar wird und letztlich überlebt, - beispielsweise belegt die Gender Pay Gap, dass Frauen im Kulturbetrieb 30% verdienen, die Gender Show Gap, dass Einzelausstellungen in großen Kunsteinrichtungen zu 70% von Männern bestritten werden.
Was oder wen siehst Du aktuell nicht in „der Kunstszene“ bzw. was fehlt Dir?
Ungleicher Zugang zu Ressourcen, damit meine ich vor dem Hintergrund meiner künstlerischen Forschung ökonomische Ressourcen, bedeuten eine starke Verengung von dem Wer überhaupt Ressourcen hat seine Kunst im Kunstbetrieb zeigen zu können, in größeren Zusammenhängen gedacht: Wer kann im Diskurs Kunst, Kultur und Ästhetik der Gegenwart und Zukunft mit gestalten? Beispielsweise sind die Zahlen im Hinblick auf Geschlechter(un)gerechtigkeit verhältnismässig gut und verlässlich aufgearbeitet, andere Aspekte, die auch massgeblich zur „Unsichtbarkeit“ beitragen und Teilhabe erschweren und damit Diskriminierung herstellen (sexuelle Orientierung, Migrationshintergrund, Neurodiversität, Alter, Willen sich Trends und Zeitgeschmack anzupassen usw.) werden in Erhebungen (noch) nicht so stark in den Blick genommen. Am Beispiel der Geschlechter(un)gerechtigkeit lässt sich dennoch gut nachvollziehen, wie sich die ökonomische Ungleichheit durch die gesamte Biografie hindurch zieht: ein Leben lang 30% weniger Einkommen für Frauen im Kulturbetrieb, bildet eine schlechtere Ausgangsposition in Verhandlungen für Frauen, weniger Ressourcen für die Produktion und Präsentation ihrer Kunstwerke, weniger Ressourcen bedeuten, dass frau ggf. Care-Arbeit nicht abgeben kann, zb ein Babysitter um auf Vernissagen zu netzwerken, Altersarmut und Umgang mit dem künstlerischen Nachlass, usw.
Kannst Du von Deiner Kunst leben?
Wie die meisten Bildenden Künstler*innen in Deutschland lebe ich mit meiner Kunst am Existenzminimum.
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen?
Deine Homepage
www.linekrom.com - wird aktuell überarbeitet
Deine Social Media-Kanäle:
https://www.instagram.com/linekrom/
Bildunterschriften
Line Krom_o.T. (Staubteppich, Staubsaugerbeutel), Ausstellungsansicht_nachtspeicher_23_ 2019_Foto Christoph Timmer / Line Krom o.T. (Staubteppich, Staubsaugerbeutel), Detail_Ausstellungsansicht_nachtspeicher_23_ 2019_Foto Line Krom