„In der Realität stoßen Künstler*innen mit Beeinträchtigungen auf zahlreiche Barrieren.“
Altersgruppe
26-35
Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Ich begann zunächst eine Ausbildung im Bereich der Fotografie, um von dort ausgehend als Bildjournalistin in Kriegs- und Krisengebieten zu arbeiten. Schnell wurde mir jedoch klar, dass die Art der Darstellung im Rahmen der Bildberichterstattung mir nicht ausreichend genug war . So entschied ich mich für das Studium der Freien Kunst an der Muthesius Kunsthochschule, an der ich lediglich mit Fachabitur nur aufgrund außergewöhnlicher künstlerischer Eignung angenommen wurde. In der Kunst sah und sehe ich die Möglichkeit und Freiheit von verschiedenen Perspektiven, mit diversen Fragestellungen, interdisziplinär und multimedial an Themen heranzugehen. Diese Herangehensweise finden in einzelnen langjährigen Projekten ihre Ausdrucksform.
Welchem Themenfeld der Ausstellung fühlst Du Dich mit deinen Arbeiten am ehesten zugehörig?
Offenlegung von Diskriminierungsmechanismen des Systems (Alter, Geschlecht, Ausbildung...)
Warum hast Du Dich auf „Imagine Transparency" beworben?
Im Kunstbereich geht es, im Bereich der Zugänglichkeit von Künstler*innen, vor allem darum präsent zu sein. Es wird von einem physisch perfekt funktionierenden Körper ausgegangen, der überall zu jeder Zeit präsent sein kann. Beeinträchtigungen, die von Geburt an gegeben oder auf Grund von Krankheit entstanden sind, werden ausgeblendet; es sei denn es handelt sich um das geniale männliche Genie, bei dem "Wahnsinn" (gern in Form von Sucht etc.) als zugehöriges Accessoire betrachtet wird. In der Realität stoßen Künstler*innen mit Beeinträchtigungen auf zahlreiche Barrieren. Diese Anzusprechen und Sichtbarzumachen ist Motivtion meiner Teilnahme.
Kurzbeschreibung Deines eingereichten Projekts:
In meinem aktuellen künstlerischen Forschungsprojekt widme ich mich an Hand künstlerischer Dokumentarismen Momenten traumatischer Ereignisse in Kriegen und Konflikten und die daraus entstehenden Traumafolgestörungen. Die hier eingereichte Arbeit Fragmented Diary I, 2022 verhandelt die Panikstörung als ein Resultat von Traumatisierung. multimediale, multisensorisch wahrnehmbare Arbeit greift den Geruch von Panik und das Erleben von Panik auf und macht dieses Erleben für Betrachter*innen erfahrbar.
Was oder wen siehst Du aktuell nicht in „der Kunstszene“ bzw. was fehlt Dir?
Wo soll man da anfangen? Es fehlt vieles und es fehlen viele. Angefangen von Bezahlungen. Obwohl ein*e jede*r Kunst und Kultur genießen will, fehlt es an einer Grundsicherung für Künstler*innen, die diese Kunst und Kultur erst möglich machen. So besteht die Arbeit zu hohem Anteil aus Bewerbungen für Stipendien oder Preise, um so einen zumindest grundsichernden Unterhalt zu erhalten. Die dadurch entstehenden Konkurenz-Situationen seien hier nur am Rande erwähnt. Es fehlen immer noch diverse Perspektiven. Und es kann nicht sein, dass es Ereignisse wie die Ermordung George Floyds und die daraus entstandenen BLM Bewegungen braucht, damit BPoCs Preise und Ausstellungen erhalten. Es braucht Möglichkeiten der Teilnahme, sowohl was Beeinträchtigungen, soziale, finanzielle oder orthographische Hintergründe angeht.
Kannst Du von Deiner Kunst leben?
Zur Zeit ja dank eines Promotionstipendiums der Böll-Stiftung & durch das Lebens im Bauwagen (teils selbstversorgend, dadurch geringe Kosten)
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen?
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen? Aktuell leider nirgendwo. Aktuelle Termine finden werden auf der Website und auf Instagram angekündigt.
Deine Homepage
www.lhoffmann.com www.atlas-of-the-essence.com
Deine Social Media-Kanäle:
Instagram: lisahoffmannstudio
Bildunterschriften
Fragmented Diary I, 2022 (Detail) 210 x 140 cm Taschentücher, Schweiß, Stempel