„Mein Anliegen ist es, … mehr Verbindung und Vernetzung herzustellen.“
Altersgruppe
18-25
Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Kunst ist für mich von Anfang an mein Zugang zur Welt, war immer Teil meiner Sprache und essentielles Kommunikationsmittel. Ich habe das, was ich tue, nur nicht immer so genannt.
Welchem Themenfeld der Ausstellung fühlst Du Dich mit deinen Arbeiten am ehesten zugehörig?
Kritik am Kunstmarkt
Warum hast Du Dich auf „Imagine Transparency" beworben?
"Spieglein, Spieglein...an der Wand, wer ist die Schönste, der Beste, die Schnellste, der Verrückteste oder Vermögendste im ganzen Land...?" Es geht bei dem märchenhaften Sprüchlein von Haus aus um den Superlativ, um Geltung, das Vergleichen, den Neid und die dahinter liegende Angst, nicht zu genügen. Wem oder was eigentlich? Und wer legt den Maßstab fest? Im weiteren Sinne betrachtet steht die böse Stiefmutter im Märchen der Gebrüder Grimm für den Mechanismus eines kapitalistischen Systems, in dem es gilt, sich abzuheben, besser zu sein, mehr zu kriegen - auf welcher Ebene auch immer. Davon ist gerade die Kunst oder besser das 'System Kunst' nicht ausgeschlossen - im Gegenteil: Der Wettbewerb selbst ist das System. Und so ist es beständig notwendig, mich zu fragen: Welche Werte vertrete ich als Künstlerin? Wofür setze ich meine Energie ein? Welche Sprache spreche ich über mein Werk hinaus? Wie verhalte ich mich zum System Kunst? Bzw. wie verhält sich das System Kunst mir gegenüber und welche Wertungen werden wie vorgenommen? Was ist mit den CVs, den Codes, den Circles? Da gibt es überall Risse, Zerrbilder und blinde Flecken auf der vermeintlich glatten Oberfläche. Diese Fragen öffentlich zur Diskussion zu stellen, ist wichtig, um Prozesse des Umdenkens anzustoßen, Grenzen durchlässiger oder zumindest transparenter zu machen. Und sich zusammen im Spiegel anzuschauen.
Kurzbeschreibung Deines eingereichten Projekts:
Der Blick hinter den Spiegel und die verschlossene Tür: Was passiert, wenn wir hinter den Spiegel treten und uns fragen, was wir jenseits des äußerlich Sichtbaren wahrnehmen? "Focus", "Corsetorso" und meine Arbeiten der Serie "Senso sentito" reflektieren eine nach Innen gerichtete Aufmerksamkeit, den Prozess des Nach-Innen-Gehens, der sich vom lauten Äußeren wegbewegt. Über die Konzentration auf körpereigene Signale, Wahrnehmungen und Gefühle können tiefere Schichten zutage kommen, die im malerischen Prozess an die Oberfläche gebracht – embodied – ein Eigenleben erhalten. Die Farbe wird während der Farbschüttungen und unter Zuhilfenahme von Zufallsverfahren quasi zum externalisierten Dialogpartner. Um in künstlerischen Prozessen in derartige Formen der Auseinandersetzung kommen und eine Intensität im Moment herzustellen zu können, braucht es geschützte Räume, Nischen und Freiflächen nicht nur im Inneren, sondern auch im Außen: Deshalb gebe ich in dieser digitalen Ausstellung Einblick in eine Werkserie, die über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder mal in einer temporär genutzten Atelierfläche im Kraftwerk Bille entstanden ist. Kunst braucht Raum und vor allem langfristig bezahlbaren. Wie können in einer sich rasant verdichtenden Großstadt wie Hamburg Freiräume erhalten und Atelierflächen langfristig zu bezahlbaren Konditionen gesichert werden?
Was oder wen siehst Du aktuell nicht in „der Kunstszene“ bzw. was fehlt Dir?
Aus meiner Sicht gibt es "die Kunstszene" nicht, sondern eine vielfältige Landschaft verschiedener Szenen. Diversität ist an sich schon mal positiv – doch die lautesten Stimmen haben nicht zwangsläufig das meiste zu sagen. Ich finde es daher wichtig, sowohl in der Kunst als auch gesamtgesellschaftlich gedacht tiefer gehende Verbindungen und mehr Vernetzung herzustellen: sowohl vertikal als auch horizontal, um so den sich aktuell verstärkenden Ab- und Ausgrenzungstendenzen etwas entgegenzusetzen. Denn gerade Kunst hat dazu das Potential und es könnte noch viel besser fruchtbar gemacht werden. Dazu braucht es jedoch nicht nur das bestehende großartige ehrenamtliche Engagement der vielen engagierten Tätigen in dieser Stadt z.B. in der Off-Szene, sondern auch mutige EntscheiderInnen auf allen politischen Ebenen, die sich für die finanzielle und strukturelle Stärkung der Kultur einsetzen.
Kannst Du von Deiner Kunst leben?
Kunst ist essentielle geistige, sinnliche wie emotionale Nahrung. Das gilt sowohl für mich als "Produzierende" als auch für Rezipierende in realen wie digitalen Ausstellungen - soziale Netzwerke nicht ausgenommen. Doch davon allein können KünstlerInnen nicht leben und keine Miete, Essen und Material bezahlen. KünstlerInnen müssen bessere Möglichkeiten bekommen, von ihrer Kunst zu leben, zumal wenn sie Kunst sichtbar und zugänglich machen und mit ihrer Arbeit zum aktuellen Diskurs beitragen. Hier entwickeln viele AkteurInnen aus verschiedenen Feldern zunehmend ein besseres Verständnis für die Bildende Kunst und dafür, dass Leistungen von KünstlerInnen hier wie in anderen Disziplinen auch vergütet werden müssen.
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen?
Im vergangenen Jahr habe ich viel ausgestellt, so z.B. im Museum der Arbeit in der Wissenschafts-Kunst-Ausstellung "Wie alles begann". Ein kleiner Film auf meiner Homepage dokumentiert die dort gezeigte Installation. Auch habe ich einen Katalog mit dem Titel ATROPOS SOPORTA herausgegeben, der im Buchhandel erhältlich ist und sich vertiefend Fragen nach Endlichkeit und Transformation widmet. Nun ist es für mich erstmal an der Zeit, im Atelier an meinen Projekten weiterzuarbeiten. Über meinen Newsletter, für den man sich eintragen kann, informiere ich rechtzeitig über neue Ausstellungen.