„Mir fehlt die Kunst im U-Bahnhof, auf dem Parkdeck, im Supermarkt…“
Altersgruppe
56-65
Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Ich habe immer schon gemalt und dann 2 Semester Gestaltung studiert. Das habe ich abgebrochen, weil es nicht zu mir passte. Nach viel Arbeit (Sozialarbeiterin) und einer alleinerziehenden-Zeit hatte ich ab 2004 Zeit endlich ein wenig zu malen, was sich immer weiter entwickelte. Jetzt bin ich Teilzeit-Malerin mit Atelier immerhin... Die Ölmalerei habe ich mir autodidaktisch angeeignet.
Welchem Themenfeld der Ausstellung fühlst Du Dich mit deinen Arbeiten am ehesten zugehörig?
Kunst zugänglich(er) machen
Warum hast Du Dich auf „Imagine Transparency" beworben?
Ich empfinde den Kunstbetrieb oft als elitär einerseits und auf Reiche Menschen ausgerichtet andererseits. Mir fehlt die Kunst im U-Bahnhof, auf dem Parkdeck, im Supermarkt oder dort, wo Leute warten müssen (Jobcenter usw.) und mir fehlen auch Kunstwerke, die mit dem Alltag der Menschen etwas zu tun haben. Gerne male ich selber Bilder, welche die Möglichkeit einer anderen Wahrnehmung bieten. Auch das Thema der Diskriminierung finde ich interessant, da es oft Galerien gibt, die beinahe ausschließlich männliche Künstler vertreten, so als gäbe es keine Künstlerinnen.
Kurzbeschreibung Deines eingereichten Projekts:
Ungesehenes ins Licht rücken, das ist eines meiner Anliegen: Ein Motiv, welches mich immer weiter beschäftigt, ist die Einkaufssituation: Menschen im Supermarkt, Leuchtreklamen der Märkte, das optische Angebot einer Umkleidekabine bei H&M und ähnliches. Die Wahrnehmung meiner Umgebung (meist die Stadt) ist geprägt durch den Fokus auf disharmonische Kompositionen und deren Ästhetik. Der Weg zum letztendlichen Motiv auf dem Gemälde beginnt mit einer Idee, die den Ursprung in meinem Alltag hat, beispielsweise die Ansichten, die sich mir beim alltäglichen Einkaufen im Supermarkt bieten. Als nächstes folgen oft viele Fotografien mit der Smartphone Kamera . Meist nutze ich jedoch keine kompletten Fotografien als Vorlage, sondern setze Bildinhalte aus mehreren Fotografien, die ich von einer Situation gemacht habe, zusammen. Die Alltagssituationen und Begegnungen mit einer an Vermeers Strategie angelehnten Maltechnik dazustellen ist Teil dieser Disharmonie. Der Prozess des farbsensiblen, weichen, langsamen Malens steht im Kontrast zur Geschwindigkeit und Gleichgültigkeit des Alltages.
Was oder wen siehst Du aktuell nicht in „der Kunstszene“ bzw. was fehlt Dir?
Wenig migrantische, quere, weibliche Künstler*innen sind zu sehen. Gute Möglichkeiten für gegenständliche Malerei fehlen mir auch. Diese schein in Deutschland nicht verstanden zu sein, im Gegegensatz zu Frankreich, UK und USA. Noch immer sehe ich Galerien, bei denen auf der Liste der vertretenen Künstler nur männliche Vornamen zu sehen sind. Wem diese Galeristen gute Kunst zutrauen, kann ich mir dann denken.
Kannst Du von Deiner Kunst leben?
Nur teilweise, hauptsächlich lebe ich von meinem anderen Job. Ich verdiene mit den Bildern aber deutlich mehr, als meine Unkosten für Atelier und Material sind.
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen?
In der Galerie Kerstner in Kronberg/ Taunus Bei mir im Atelier in Altona und in der kleinen Hamburger Galerie KRAPPLACK, die ich zusammen mit der Künstlerin Regina Geisler betreibe.
Deine Homepage
www.uckutter.com
Deine Social Media-Kanäle:
Instagram: ulla.kutter www.singulart.com (online Galerie bei welcher alle Bilder aktuell zu sehen sind)
Bildunterschriften
Nahkauf, 2021, Öl auf Leinwand, 50x50 cm // Supermarkt 2, 2020, Öl auf Leinwand, 100x100 cm