„Irgendwann kamen Personen, auch aus der etablierten Kunstwelt, auf uns zu und meinten: das ist Kunst!“
Altersgruppe
gemeinsam sind wir über 80 Jahre alt ;-)
Wie bist Du zur Kunst gekommen?
Bereits in den 90ern gab es kreative Impulse, uns im öffentlichen Raum auszudrücken und diesen Lebensraum anhand vielfältiger Techniken und Medien aktiv zu erforschen und mitzugestalten, auch ungefragt. Und auch einen Zugang zu unserer Werken zu ermöglichen, ohne Barrieren. Es war diese bereichernde Form/Ausdrucksweise, mit der wir unsere (Um)Welt erfahren und erforschen, eine Konstante, auch all diese Widersprüche auszuhalten und mit der Welt via unserer Werke in Resonanz zu treten. Impulse und Inspiration kamen vor allem aus der Graffitibewegung, Punk und Comicstrips sowie (später) Urban Art und Pop-Art. Sowie auch von kollektiven Arbeitsweisen von Künstler*innen und Duos wie Christo & Jeanne-Claude, Niki de Saint Phalle & Jean Tinguely. Irgendwann kamen Personen, auch aus der etablierten Kunstwelt auf uns zu und meinten: das ist Kunst! Parallel gab es die ersten Künstler*innen, deren Karriere in der Subkultur begann, und die nun Brücken in die Kunstwelt bauten, in Galerien ausstellten und selbst die Aussenfassaden von Museen aufwendig bemalten. Zudem wurde unser Blick geweitet als wir das erste mal eingeladen wurden, in einem musealen Kontext in Frankreich auszustellen und ein ehemaliges Klostergelände aus dem 17. Jahrhundert zu bemalen. Und so dachten wir, ja, die Kunst hat uns gefunden. Wir sind Künstler’*innen. Und so ist es bis heute geblieben. Zugleich ist unsere Kunst auch immer ein ganz persönlicher Dialog in unserer Beziehung. Das sind fortlaufende Prozesse, unsere unterschiedlichen Stile und Herangehensweisen in ein Ganzes zu gießen, basierend auf Mut zu Neuem und Zufälligkeiten, Dynamiken, Widersprüchen, konträren Gedanken, Resonanz und Bricolage.
Welchem Themenfeld der Ausstellung fühlst Du Dich mit deinen Arbeiten am ehesten zugehörig?
- Sichtbarmachung gesellschaftspolitischer Themen / Making socio-political issues visible - Kunst zugänglich(er) machen / Making art (more) accessible
Warum hast Du Dich auf „Imagine Transparency" beworben?
„Über den Tellerrand blicken, die eigene Bubble verlassen, und raus aus der Komfortzone!“ Das setzt in Bewegung, regt das Denken und die Kreativität an, gibt Energie, die eigene bubble aufzupieksen, über unser verflochtenes, vernetzten Ich bzw. Wir zu reflektieren und dabei auch die Sichtbarmachung gesellschaftsbezogener Themen in den Blick zu nehmen! Wir freuten uns über die Ausschreibung, eure Gedanken und auch euren Mut, Dinge offen anzusprechen bzw. Fragen zu stellen! Als Kollektiv, dessen Wurzel in eine DYI-Kultur reicht, ohne Kunst-Studium, gemeinsam an Werken arbeitend ist es nicht so easy, den Weg der professionellen Kunst einzuschlagen und unbeirrt auf diesem zu bleiben. Barrieren gibt es Zuhauf. Doch zugleich sind uns auch unserer vielen Privilegien bewusst z.B. dass wir Zeit haben, über Dinge zu reflektieren, uns über Themen auszutauschen oder kreativ und künstlerisch tätig zu sein! Die Grundbedürfnisse sind gestillt, wir haben ein Dach überm Kopf, gegessen, gekuschelt und im Atelier gearbeitet. Warum also nicht beim Reflektieren aus einer Vogelperspektive über unsere Spezies hinausgehen, die eigene Bubble zu verlassen und den Blick auf ein anderes Thema richten: unsere Beziehung zu und der paradoxe Umgang mit Tieren. Den Tieren eine Stimme geben! „Übersetzungsarbeit“ mit Pinsel und Spraydose leisten. Sichtbarkeiten in der Kunst bedeutet zugleich Macht „(...) egal auf wie viele Schultern sie verteilt ist. Und eine Möglichkeit, sie zu nutzen, ist, andere ebenfalls sichtbar zu machen, die dieses Privileg nicht besitzen.“ (s. Monopol Magazin).
Kurzbeschreibung Deines eingereichten Projekts:
In unserer Werken erforschen wir mit einer Prise Humor und Optimismus für einen stets möglichen Wandel die verschiedenen Mensch-Tier-Schnittstellen und hinterfragen Selbstverständlichkeiten, Alltäglichkeiten und unseren „Everday Lifestyle“. Different Species, Same Family! Die Beziehung zwischen uns Menschen und Natur insbesondere zu anderen nichtmenschlichen Individuen ist eine komplexe, vielschichtige und wechselvolle und verbindet uns über Jahrtausenden hinweg, ist geprägt von Paradoxien und Widersprüchen und von Gewalt. Während wir einerseits unsere Haustiere abgöttisch lieben und als Familienmitglieder intensiv hegen und pflegen, steht auf der anderen Seite die Ausrottung ganzer Arten sowie die im Alltag oft unsichtbare anonyme industrielle Massentierhaltung (deren Produkte by the way so clean und unschuldig teils fancy verpackt in unseren Supermärkten und anschließend in unseren Körpern landet und immense Auswirkungen auch auf unsere nichtmenschlichen Mitlebewesen und den Planeten hat). Tiere werden von uns als Nahrungslieferant:innen, als Gefährten, als Lebensbedrohung, als Unterhaltungsgegenstände usw. betrachtet. Der Form, wie wir über Tiere sprechen, schreiben, sie betrachten und behandeln ist oft ein klares Machtverhältnis eingeschrieben, das von einer hierarchischen Abgrenzung zu ihnen geprägt ist. Wir setzen uns dabei über ihre individuellen Bedürfnisse hinweg. Über ihre Art zu sein, über ihre Systeme der Wahrnehmung, über ihre Entscheidungen. Über sie als Individuen.
Was oder wen siehst Du aktuell nicht in „der Kunstszene“ bzw. was fehlt Dir?
Wir möchte es eher positiv formulieren und wünschen uns mehr Mut zu Ausstellungen und Diskursen hinsichtlich Themen wie *Spannungsfelder zwischen Ego-Künstler*in und Kollektiven * Wenn Sichtbarkeit in der Kunst Macht Ist: Wer ist drinnen wer ist draußen? Und warum? Sowohl Künstler*inen , Rezipient*inen sowie Kurator*innen. Oder gibt es auch ein nonbinäres Dazwischen? *Braucht Kunst, um Kunst zu sein/sein zu dürfen, eine universitäre Zertifizierung oder Wettbewerbe untereinander oder Exklusivität anhand von Auswahlprozessen durch z.B. Sachverständige, Galerist*innen, Sponsor*innen? * genreübergreifende und neue Denkräume öffnenden Ausstellungen wie z.B. die uns persönlich inspirierende Shows „Critical Zones“ vom ZKM oder die Ausstellungsreihe in Paris „Hey“.
Kannst Du von Deiner Kunst leben?
Es ist Luft nach oben. Is the sky the limit?
Wo können wir Deine Kunst „in echt“ sehen?
Auf Ausstellungen. Auf Hausfassaden und an Wänden. Im Wald. In Galerien.